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PANTHEON
1. Auch sie gehören in der Villa zur Schar der Sklaven,
vom selben Schicksal grausam ereilt:
Verschleppt von Legionären in die Fremde,
die Familie rücksichtslos aufgeteilt;
dann verkauft auf dem Markt einer Ware gleich
an einen reichen Patrizier, der seinen Hausstand ergänzt.
2. Beheimatet die eine nördlich der Alpen,
die andere vom Ostrand des Mittelmeeres stammt.
Latein ist bald das Medium auch zum Trösten,
wenn von Kummer und Verzweiflung übermannt.
Wie mag’s denen ergehn, die sie so sehr geliebt?
Erflehen den Beistand des Himmels auf ihre ganz eigene Art.
3. Verkehrte Welt zum Fest der Saturnalien:
Im Rollentausch bedient und beschenkt!
Am Hausaltar der Herrschaft dann versammelt,
auf die Götterstatuetten der Blick gelenkt:
In Stein oder Bronze Jupiter, Juno,
Vesta, Ceres, Venus, Minerva, Neptun, Merkur und Mars.
4. Im Weihrauchduft Korn und Wein geopfert,
ermuntert der Patron sie allesamt,
auch ihre Götterbilder aufzustellen,
fortan der Terrakotta-Tempel Pantheon genannt.
So kommt Mithras hinzu, der bald Geburtstag hat,
dann Isis, madonnenhaft das Horuskind auf dem Schoß.
5. Die Kelten bringen Taranis und Epona,
Belenus, Teutates, Damona und Lugh.
Doch Gerlet erklärt verschämt mit leeren Händen,
ihren Göttern sei die freie Natur genug.
Verehrt im heiligen Hain: Wodan und Frigga,
Donar, Tyr, Ostara und Freya, in Asgard zuhaus.
6. Auch Judith hat rein gar nichts vorzuweisen,
was zwischen die Figuren der Rinder und Schafe passt,
denn ihrem einen Gott ist jedes Standbild
sogar im Tempel von Jerusalem verhasst.
Wie’s wahren Römern entspricht, wird auch das toleriert:
Wer weiß, ob nicht gerade dieser die größte Gottheit von allen ist?!
Text und Melodie: Karl Koch