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IN JERUSALEM
1. Mit zwölf Jahren alt genug, nehmen ihn die Eltern mit
zum Passahfest nach Jerusalem,
vom Ölberg aus so imposant in Sicht,
dass er vorausläuft durch den Garten Gethsemane,
mit Olivenbäumen reich bestückt,
zum Tor, das südlich die Stadtmauer durchbricht.
2. Schieben sich im Menschenstrom die Treppen des Zion hinauf,
wo der Tempel sich so grandios erhebt
als größtes Heiligtum der Welt,
doch nicht von Ehrfurcht und stiller Andacht erfüllt,
nur vom Wechsler- und Händlergeschrei,
das durch die Höfe und Hallen gellt.
3. Im Allerheiligsten so mysteriös hinterm Vorhang der Raum tabu,
der, wie die Heiden spotten, nichts als Leere birgt.
Im Hof der Priester dann der schreckliche Kontrast,
wo er Tiere als Schlachtopfer leiden sieht,
der Altar mit ihrem Blut besprengt,
von den Leviten mit Lobpreis erfasst.
4. Und die römische Besatzung wacht auf der Burg Antonia
wie im Prätorium, einstmals Königspalast.
Selbst der Hohepriester kann sich nicht entziehn,
nicht Sadduzäer, Pharisäer, Schriftgelehrte allesamt,
nur in Glaubensfragen oberste Instanz
als Hoher Rat: der Sanhedrin.
5. Die Essener wirken nach, die den Tempelkult kritisiern
gleich der Gemeinschaft von Qumran am Toten Meer.
Stehn die Zeloten zum Aufstand bereit?
Sind Sikarier, den Dolch im Gewand, unterwegs?
Wird durch Waffen oder Frömmigkeit
das Land vom fremden Joch befreit?
6. Im Haus der Freunde am Abend zuvor beim letzten Passahmahl Gott gedankt
und wieder Matzen verspeist bei Wein und Gesang.
Auf dem Heimweg der Blick gebannt
von einem Felsen, der aus einem Steinbruch ragt,
der Form nach seit langer Zeit
die Schädelhöhe genannt, Hügel von Golgatha genannt.
Text und Melodie: Karl Koch