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IN SEPPHORIS
1. Wahrscheinlich ist Jesus nie nach Caesarea gekommen,
dem Sitz des römischen Präfekten am Mittelmeer,
umging wohl auch Tiberias, am See Genezareth gegründet,
auf seiner Wanderschaft durch Galiläa kreuz und quer.
Doch in Sepphoris, so dicht bei Nazareth gelegen, muss er als Jüngling gewesen sein,
nach der Zerstörung durch Varus wieder aufgebaut,
was vielen Lohn und Brot versprach, mit schwerer Arbeit vertraut.
2. Hat er wohl Steine geschleppt beim Bau der beiden Märkte,
gleich dem Forum in Rom von Arkaden eingerahmt,
die Hauptstraße mit Marmor ausgelegt,
den Kolonnaden mit Hacke und Schaufel den Weg gebahnt,
gemischt den Mörtel für die Aquädukte, für Thermen und Villen, reich verziert,
für Zitadelle und Theater Quader zerteilt,
beim Mauern der Synagogen kurz im Gebet verweilt?
3. Hört er die Alten erzählen, sie seien schon dabei gewesen,
als Herodes so prächtig in Jericho bauen ließ:
seinen Palast mit den schönsten Fresken und Mosaiken
in einem Park, der einen Blick in Paradies verhieß,
dem Circus Maximus gleich ein Hippodrom für Wagenrennen, vom Amphitheater überragt,
wo Gladiatoren grüßen kampfbereit,
wie alsbald im Kolosseum todgeweiht?
4. Knüpft er auch Kontakt zu Römern und Griechen
am multi-kulturellen Arbeitsplatz,
erlernt ihre Sprache, da sie Aramäisch nicht verstehen,
lauscht nach Feierabend denen mit einem Wissensschatz?
Lernt er die fremden Religionen kennen, den Glauben an einen Erlösergott,
die hellenistisch geprägte Philosophie
mit ihren Meistern der Spekulation und Empirie?
5. Diskutiert er über die Lehre der Sophisten,
dass überhaupt keine Gottheit existiert,
über Platons und Aristoteles’ Ideen,
dass wahre Tugend auf der Fähigkeit zu rationalem Denken basiert,
über Epikurs Ideal vom Genuss des Lebens, frei von Furcht vor Göttern und Angst vorm Tod,
über die Stoa und ihr Gedankengut
vom Naturrecht für alle Menschen, das auf der Weltvernunft beruht,
das auf dem Logos beruht?
Text und Melodie: Karl Koch